Die Gesichter der Slow Fashion: Pharrell Williams

Hansdampf in allen Gassen: Pharrell Williams ist ein Grammy-prämierter Sänger, Rapper und Musikproduzent. Jetzt können wir dieser Liste Unternehmer und Revolutionär der nachhaltigen Mode hinzufügen. Denn singt Williams gerade mal nicht über die schönste Nebensache der Welt singt, setzt er sich dafür ein, dass aus dem Plastikmüll der Meere Designer-Jeans gemacht werden.

Die Welt der Mode und die der Unterhaltung überschneiden sich häufig, da ist auch Williams keine Ausnahme. Im Laufe seiner Karriere hat er mit Marken wie Moncler, Uniqlo, Louis Vuitton und Adidas kooperiert. Zu dem schicksalhaften Treffen mit dem nachhaltigen Textilhersteller Bionic Yarn, bei dem man aus dem Meer gefischten Kunststoff zu High-tech-Geweben aufgearbeitet wird, führte ihn jedoch sein ganz eigenes Streetwear Label Billionaire Boys Club.

Meeresplastik: So wird’s gemacht

Die patentierte Struktur von Bionic Yarn besteht aus drei Lagen: Der Kern bietet Stärke und Elastizität, die Mitte besteht aus recyceltem Kunststoff (aus der bis zu 45 % des Garns besteht) und die Oberschicht aus Fasern, wie Baumwolle, Wolle oder Leinen, die für ein natürliches Gefühl sorgen.

Und der Wandel von Müll zu Mode ist in nur fünf Schritten getan:

  1. Kunststoffflaschen werden aus dem Meer gefischt
  2. Flaschen werden zerkleinert
  3. Fragmente werden erhitzt
  4. Fragmente werden zu Garn gesponnen
  5. Garn wird zu Stoff gewebt

Williams fand die Technologie beeindruckend und zwar so sehr, dass er neben den gemeinsamen Gründern Tim Coombs und Tyson Toussant als dritter Partner mit ins Boot kam. Als kreativer Kopf von Bionic Yarn schuf Williams dann im Jahr 2014 mit G-Star RAW „Raw for the Oceans“, ihre erste Jeans-Reihe aus recyceltem Meeresplastik. In der Kollektion gelang das schier Unglaubliche: Unerwünschter Ozeanmüll wurde zu begehrenswertem, funky, frischem, reinem Jeansstoff.

Happy und nachhaltig – Mode und Ozean

„Raw for the Oceans“ ist ein Meilenstein in der Nachhaltigkeitsgeschichte von G-Star RAW. In jeder der vier Kollektionen wurden ungefähr 10 Tonnen Kunststoff recycelt. Und die Moderevolution schwappte auf andere Unternehmensbereiche über. Im Jahr 2015 schätzte das Unternehmen, dass sie in ihrem gesamten Angebot 2 Millionen Plastikflaschen und 1.000 Tonnen Plastikmüll verwendet hatten.

2016 wurde Williams Mit-Eigentümer von G-Star RAW. Er kaufte sich in das Unternehmen ein, um eine strategische Partnerschaft zu bilden. Und in seinem typisch lässigen Stil gab er die Nachricht über Instagram bekannt: „Ganz vorne dabei. Ab heute bin ich stolzer Mit-Eigentümer von G-Star RAW.“

Williams’ Rolle im Unternehmen liegt im kreativen Bereich, er beaufsichtigt Design sowie Werbekampagnen und ist an der Formulierung der Unternehmensstrategie beteiligt. Vor kurzem beauftragte er Jaden Smith mit der Entwicklung einer nachhaltigen Jeans-Linie. Wichtiger noch als das Anwerben berühmter Freunde (was natürlich nicht schadet) ist Williams’ Rolle bei der Bestärkung im Nachhaltigkeitsengagement der Marke. Bionic Yarn wird weiterhin verwendet und G-Star Raw bekennt sich zu einer Reihe von Transparenzversprechen in der Lieferkette, um zukünftig Jeansstoffe zu entwickeln, die dem Zertifikat „Cradle-to-cradle“ entsprechen.

Heute hier, morgen dort

Aber das ist noch nicht alles. Williams’ charakteristischste Eigenschaft ist wahrscheinlich seine ruhelose Kreativität. Er wollte sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern rief weitere Initiativen im Bereich nachhaltige Mode ins Leben.

So ist er beispielsweise ein großer Fan des ethischen Labels PANGAIA und unterstützt häufig dessen Produkte. PANGAIA brachte erst kürzlich eine vegane Daunenjacke auf den Markt. In 10 Jahren Forschung wurde eine Jacke entwickelt, deren Isolierschicht – aus getrockneten Wildblumen statt Gänsefedern – vegan und gewaltfrei ist und deren äußere Schicht aus recycelten Materialien und Plastikflaschen besteht.

Auch andernorts steigt die Spannung: Williams entwirft eine Capsule Collection für das legendäre Modehaus Chanel. Bisher sind nur wenige Details bekannt. Wer Williams allerdings kennt, ist sich ziemlich sicher, dass Slow Fashion und nachhaltige Mode wohl auch bald auf dem Luxus-Catwalk ins Scheinwerferlicht treten.

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Header image: Getty Images
Image of seahorse under water: Shutterstock
Image of Pharell Williams and group of people in laundry room: Getty Images
Image of model wearing big red coat: Courtesy of Pangaia

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